Schlacht mit den Philister

Von | 6. Januar 2015

israelDer Prophet Samuel salbt den Erwählten im Namen des Herrn. Dann beginnt der Neue von Widderhörnern nadelstichartig die Philisterarmee zu bekriegen. Es gelingen mehrere Siege. Der Königshof – so die Bibel – befand sich damals in Gibea, wenige Kilometer nördlich von Jerusalem. In rustikalem Outfit hält der König Hof im Freien unter einer Tamariske. Bewaffnet ist er mit einem Spieß. Die Soldaten der zwölf Stämme ruft Saul zusammen, indem er ein Rind zerstückelt und jedem Clan einen blutigen Fleischklumpen schickt. Begleitet wird er von David, einem Hirten aus Betlehem. Der hübsche Jüngling wird geholt, um den König, der an Depressionen leidet, mit fingerfertigem Zitherspiel aufzuheitern. Nebenbei dichtet der Musikus – er gilt als Verfasser der biblischen Psalmen – und steigt alsbald zum Offizier auf. Das erregt den Neid des Regierungschefs. „Saul hat Tausend erschlagen, David aber Zehntausend“, jubelt das Volk. Also sinnt der Eifersüchtige auf eine böse Falle. „Bring mir 100 Vorhäute der Feinde“, verlangt er. David schleppt 200 an. Am Ende ist Saul so rasend vor Wut, dass er den Konkurrenten zu töten versucht. David flieht. Sein missgünstiger Dienstherrn taumelt derweil dem Untergang entgegen. Bei Tell Afek, dort, wo das Gebirge in die Ebene abfällt, kommt es zur erneuten Schlacht mit den Philister. Und wieder endet sie in der Katastrophe. Die gesamte Hebräerarmee wird zerrieben. Der König stürzt sich ins Schwert. Aber: Nicht eine einzige außerbiblische Quelle bezeugt Sauls Existenz. Was passierte damals wirklich? Zwar erhebt sich dort, wo Sauls Lehmschloss wohl stand, noch heute ein Ruinenhügel. Doch ausgerechnet dort verhindert eine Bauruine alle Forschung: Jordaniens damaliger König Hussein plante dort in den Sechzigerjahren eine Sommerresidenz.
Während des Sechstagekriegs stoppten die Israelis die Arbeiten. Nun vergammelt alles. Die Bibel dagegen kommt mit zahlreichen Details daher. Sie nennt sogar den Oberhirten von Sauls Viehheiden mit Namen. Niedergeschrieben wurde die Geschichte aber erst um 750 vor Christus. Noch bis etwa 470 vor Christus teilten die Priester daran herum. Dabei schlich sich ein verdächtig tendenziöser Ton in den Bericht. Saul ist ungestüm, jähzornig, fast wahnhaft. Selbst dem eigenen Sohn schleudert der Wüterich einen Speer entgegen. In einer anderen Szene gebärdet er sich als ekstatischer Tänzer. Er lässt sogar Priester töten. Viele Experten glauben, dass die Bibelautoren an dem Urkönig schlicht Rufmord begingen. Sie wollten ihn gezielt madig machen, um ihren eigenen Nationalhelden und Stammvater David, den mythischen Eroberer Jerusalems, umso mehr glänzen zu lassen.